Lebensraum und Nahrung für (Wild-)Bienen, Hummeln und Schmetterlinge Sie können es beinahe täglich in der Zeitung lesen: Honig- und Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge finden immer weniger Nahrung. Das hat eine Reihe von Gründen. In Gegenden mit intensiver Landwirtschaft gibt es kaum noch Blühstreifen am Feldrand oder Wildwiesen. Städte und Gemeinden müssen Flächen häufig nach anderen Gesichtspunkten pflegen als dem, was sie für die Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten tun. Und immer mehr Gärten sind aus Insektensicht blanke Wüsten – aus Beton, Stein oder immergrünen Pflanzen, die weder Nektar noch Pollen spenden. Dagegen wollen wir was tun und und Bürger und Bürgerinnen, Kommunen und Landwirte ermutigen, Balkons, Gärten, öffentliche Flächen sowie Feldstreifen und Wiesen insektenfreundlich zu bepflanzen. Je mehr blühende Flächen von Frühjahr bis Herbst zur Verfügung stehen, desto mehr Nektar und Pollen finden (Wild-)Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Je dichter so ein Netzwerk von insektenfreundlichen Flächen, umso besser können Insekten woanders hin ausweichen, wenn es im eigenen Revier nichts zu futtern gibt. Weit voneinander entfernte Blühflächen helfen dann nicht. |
Was wir selbst tun Mit Kommunen und Landwirten wollen wir darüber ins Gespräch kommen, was sie für eine insektenfreundliche Bepflanzung von Flächen tun können. Wir unterstützen die Ansätze der Stadt Troisdorf, im Stadtgebiet Blühwiesen anzulegen sowie insektenfreundliche Sträucher und Bäume anzupflanzen. Fragen Sie bei der Stadt nach, welche Initiativen geplant sind und ob beispielsweise Patenschaften für ein insektenfreundlich gestaltetes Beet übernommen werden können. Wir selbst haben ein Grundstück in Sieglar gepachtet und dort alte Apfelsorten sowie die Durchwachsende Silphie angepflanzt. Außerdem haben wir dort ein- und mehrjährige einheimische Pflanzen ausgesät, die als Nahrungsweide für Honig- und Wildbienen und Hummeln dienen. Unseren Lehrbienenstand haben wir naturnah und insektenfreundlich gestaltet. Der Lehrbienenstand ist in den Monaten Mai bis September jeden 1. und 3. Sonntag von 10:00 bis 13:00 Uhr für Interessierte geöffnet. |
Welche Pflanzen helfen Wenn Sie Ihren Balkon oder Ihren Garten insektenfreundlich gestalten, als Kommune oder Landwirt Blühflächen oder insektenfreundliche Hecken anlegen möchten, gibt es im Netz viele Tipps, auf die wir hier aufmerksam machen wollen. Grundsätzlich sollten Sie darauf achten, dass die Blühzeiten der von Ihnen ausgewählten Pflanzen sich so verteilen, dass es zwischen Februar bis Oktober keine Blühlücke gibt. Im Frühjahr benötigen Honig- und Wildbienen Nektar und Pollen, um nach dem Winter die neue Brut aufzuziehen. Bei Hummeln kümmert sich im Frühjahr die Königin zuerst völlig allein um die Nahrungssuche und den Nestaufbau. Erst wenn die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, bekommt sie Entlastung. Findet sie in dieser Frühphase nichts, verhungert sie – und es entsteht kein neues Hummelvolk. Ist es im Herbst lange mild, suchen neben Honigbienen auch noch einige Wildbienen- und Hummelarten Nahrung. Neben einer guten Mischung von Pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen, sollten Sie noch ein paar andere Dinge beachten: Wählen Sie möglichst einheimische (Wild-)Blumen, Sträucher und Bäume sowie einheimisches Saatgut für Wildwiesen aus. Insbesondere viele Wildbienen sind auf einheimische Pflanzen spezialisiert, manche sogar auf eine einzige. Zudem sollte man Blumen mit offenen Blüten wählen. Blumen mit geschlossenen Blüten locken zwar Insekten an, aber dort finden sie nichts. Auch die besonders beliebten Geranien oder die Forsythie bieten null Nahrung für Insekten. Wenn Sie auf solche Pflanzen nicht verzichten möchten, sollten Sie diese mit möglichst vielen insektenfreundlichen Pflanzen kombinieren. Wer in seinem Garten genug Platz hat, kann auch dort eine (kleine) Wildwiese anlegen. Achtung: Das ist etwas aufwändiger als ein Blumenbeet. Man muss die Fläche in der Regel „abmagern“, weil viele heimische Wildkräuter und -blumen auf „fetten“ Böden nicht gedeihen“. |
Weiterführende Infos Bundesweit gibt es schon viele Initiativen, um das Nahrungsangebot für Insekten zu verbessern und dabei nebenbei etwas für die Artenvielfalt von Pflanzen zu tun. Zu nennen sind hier beispielsweise das Netzwerk Blühende Landschaften (NBL) und die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Auch seitens der Politik gibt es eine Reihe von Maßnahmen. Beispielsweise hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Initiative „Bienen füttern“ ins Leben gerufen. In Niedersachsen hat die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr einen Leitfaden „Kompensations- und Grünflächen zum Wohle der Honig- & Wildbienen“ veröffentlicht. Die Umweltverbände NABU und BUND stellen umfangreiche Materialien zur Verfügung, welche Pflanzen für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge geeignet sind. Hier überall finden Kommunen, Landwirte und Gartenfreunde Anregungen, was man für Insekten tun kann. |
Praxis-Tipps
Im Folgenden haben wir eine Link-Liste zusammengestellt. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt keine Wertung dar. Sie enthält Hinweise auf Informationsquellen, die wir schon gesichtet haben und die uns hilfreich erscheinen. Wir hoffen, dass Ihnen diese Anregungen helfen. Haben Sie bei der Umsetzung etwas Geduld. Nicht immer klappt alles auf Anhieb. Für weitere Tipps und Erfahrungsberichte sind wir dankbar. Viel Spaß beim Stöbern und viel Erfolg bei der Gestaltung eines insektenfreundlichen Balkons, Gartens, einer öffentlichen oder landwirtschaftlichen Fläche.
Pflanztipps für den Balkon: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Pflanzen für Wildbienen – Bienenweiden für Garten und Balkon“ Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): „Bienenfreundliche Pflanzen für Balkon und Garten. Das Pflanzenlexikon der Bienen-App“ – enthält Angaben zu Blütenfarbe, Blütezeit, Höhe der Pflanzen, Standort sowie Nektar und Pollen für Bienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Naturschutzbund Deutschland (NABU): „Wilde Kübel. Tipps für den Öko-Balkon“ Netzwerk Blühende Landschaft (NBL): „Nahrhafte Balkonbepflanzung für Blüten besuchende Insekten“ – enhält Angaben zu Blütenfarbe, Blütezeit, Höhe der Pflanzen, Standort sowie Nektar und Pollen für Bienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. NBL: Liste „Der blühende Balkonkasten“ – enthält Angaben zu Blütenfarbe, Blütezeit, Höhe der Pflanzen, Standort sowie Nektar und Pollen für Bienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. NBL: „Wildpflanzen für den Balkon“ – enthält Angaben zu Blütenfarbe, Blütezeit, Höhe der Pflanzen, Standort sowie Nektar und Pollen für Bienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. |
Speziell für Schmetterlinge BUND: Schmetterlinge schützen„ NABU: „Ein Garten für Schmetterlinge. Naturgärten halten ein ganzjähriges Nektarangebot bereit“ |
Speziell für Hummeln NABU: „Gestalten Sie Ihren Garten hummelfreundlich! Wichtige Hummelpflanzen im Überblick“ |
Speziell für Wildbienen BUND: Wildbienen im Garten schützen BUND: „Pflanzen für Wildbienen. Bienenweiden für Gärten und Balkon“ |
Anlage von Wildwiesen (im Garten, in Kommunen, in der Landwirtschaft) Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Maßnahmenblatt Anlage einer Wildblumenwiese und Maßnahmenblatt Blühstreifen/Blühflächen Netzwerk Blühende Landschaften (NBL): „Blühwiese im eigenen Garten“ – Praxisbericht NBL: „Standortauswahl und sorgfältige Bodenvorbereitung für Blühflächen – was ist zu beachten?“ NBL: „Ansaaten mit gebietseigenen Pflanzen – ein wertvoller Beitrag für die Nahrungsgrundlage unserer Blütenbesucher“ NBL: Öffentlicher Raum NBL: „Vom öffentlichen Grün zum öffentlichen Bunt“ NBL/ADIZ/db/IF. „Gras auf „Ameisenkniehöhe, keine Blüten am Straßenrand“ – Praxisbericht Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr: „Leitfaden Kompensations- & und Grünflächen zum Wohle der Honig- & Wildbienen“ |
Saatgut Bitte achten Sie darauf, regionales Saatgut zu nutzen. Die hier genannten Hersteller sind das Ergebnis erster Recherchen, weshalb die Bezugsquellen hier neutral in alphabetischer Reihenfolgen genannt sind. Suchen Sie einfach auch selbst im Internet nach Anbietern. Sprechen Sie als Gartenfreund Ihren örtlichen Fachhandel an. Deutsche Saatgut AG (DSV): Übersicht Nordrhein-Westfalen – mehrjährige Blühmischung. Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: „Saatgutmischungen zur Anlage von Blühstreifen und Blühflächen“ – Liste ein- bis zweijähriger sowie mehrjähriger Pflanzen. Naturschutzbund Deutschland (NABU): Bezugsadressen Samen und Pflanzgut – enthält eine Liste bundesweiter Anbieter. Netzwerk Blühende Landschaften (NBL): „Saatgutmischungen für Blühflächen; Mehrjährige Saatgutmischung „Blühende Landschaft“ – Tipps zu Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflege; Artenzusammensetzung Blühende Landschaft (60% Kulturpflanzen, 40% gebietsheimische Pflanzen, sortiert nach Nord-, Ost-, Süd- und Westdeutschland); Partnerunternehmen des Netzwerks Blühende Landschaften für den Saatgutbezug. Rieger-Hofmann GmbH: Sortiment – Saatgut für Kommunen, Landwirte. Saaten-Zeller: Regiosaatgut – Hinweise zu Mischungstypen je nach Bodenbeschaffenheit, Auswahl nach Regionen per Karte; Saatgut für Stadt und Dorf und Saatgut für die Landwirtschaft. Syringa Duftpflanzen und Kräuter – für Gartenfreunde. |
Fördermöglichkeiten für Landwirte Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen: Extensive Ackernutzung. Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Maßnahmenblatt: Blühstreifen/Blühflächen und Anlage von Blühstreifen. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Agrarumweltmaßnahmen. NABU: Leitfaden zur Naturschutzfinanzierung in der EU-Förderperiode 2014-2020. |
Stand: März 2019.